Verschiedene Arten innerhalb der Klasse der Säugetiere haben Besonderheiten im Aufbau ihrer Plazenta.
Die Plazenta stellt die Verbindung des Mutterorganismus mit dem Fetus dar. Über die Plazenta findet die Versorgung der Welpen mit Nährstoffen statt. Je nach Aufbau des plazentaren Gewebes passieren Antikörper des mütterlichen Organismus, sog. Gammaglobuline, die Plazentar-Schranke und gelangen so in den Blutkreislauf der Feten.
Die physiologische Versorgung mit Gammaglobulinen ermöglicht den neugeborenen Hunden den Schutz vor Umweltkeimen, obwohl sich das eigene Immunsystem niemals zuvor mit der entsprechenden Keimflora auseinandersetzen konnte. Findet dieser Austausch über die Plazenta nicht statt, hat die Natur einen anderen Weg des Antikörperaustauschs etabliert: die Aufnahme von Kolostrum.
Als Kolostrum (Biestmilch) wird das erste Muttermilchvolumen bezeichnet. Dieses enthält die Antikörper der Mutter (maternale Antikörper).
Die Welpen erhalten dadurch einen Schutz gegenüber den wichtigsten Keimen ihrer Haltungsumgebung bis sich ihr Immunsystem selbst schützen kann. Jede mangelhafte oder verspätete Aufnahme von Kolostrum, und damit von mütterlichen Antikörpern, setzt die Welpen einer erhöhten Gefahr aus, sich direkt nach der Geburt mit entsprechenden Erregern zu infizieren.
Die häufigsten Ursachen für eine verminderte Aufnahme ist eine zu hohe Welpenzahl bei nicht ausreichendem Milchvolumen, die verspätete Aufnahme von Kolostrum der zuletzt geborenen Welpen, Schwergeburten, Tod der Mutterhündin, Agalaktie oder Trinkschwäche der Welpen aus verschiedenen Gründen. Es ist für die Züchterin / den Züchter also von großer Bedeutung darauf zu achten, dass jeder Welpe genug Kolostrum aufnimmt.
Es ist auf optimale Haltungsbedingungen achten und kleinere, schwächere Welpen sind an die mütterlichen Zitzen zu setzen.
Selbstverständlich ist auch hier auf einen ausreichenden Impfschutz der Mutterhündin achtzugeben.
Auch das Immunsystem der Mutterhündin muss sich mit den Erregern der Umwelt auseinandersetzen, um eine ausreichende Zahl an Antikörpern zu bilden. In diesem Zusammenhang ist dringend davon abzuraten, die Hündin innerhalb der letzten 3 Trächtigkeits- Wochen einem Ortswechsel zu unterziehen.
Werden mehrere Würfe geplant, ist das Einfrieren eines definierten Kolostrum- Volumens (2 ml Portionen bei – 20 °C) sinnvoll.
So kann im Falle von Wurfproblemen zuvor eingelagertes Kolostrum aufgetaut werden, wobei darauf zu achten ist, dass nur bis zur Temperaturgrenze von 38 °C aufgetaut werden darf, darüber hinaus käme es zur Denaturierung derjenigen Proteine, welche die Antikörper darstellen.